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29.05.2024

Stellungnahme Zum Green Paper des Bundesministeriums für Wirtschaft & Klimaschutz für die Transformation der Gas-/Wasserstoffverteilernetze vom 14.03.2024

Das Wichtigste in Kürze

1. Der Bedarf an Gasverteilnetzen im zukünftigen Energiesystem wird stark unterschätzt.

In dem Green Paper wird nahezu an keiner Stelle zwischen den verschiedenen Druckstufen in den Verteilnetze unterschieden. Dies führt zu einem verzerrten Bild des Bedarfs der Gasnetzinfrastruktur.

  • Aufgrund der voranschreitenden Elektrifizierung der Gebäudewärme, dem Ausbau der Fernwärme sowie dem Kohleausstieg werden zukünftig mehr Gaskraftwerke und flexible KWK-Anlagen als Back-Up-Kapazitäten benötigt, um längere Phasen mit geringer Wind- und Solarstromerzeugung sowie Verbrauchsspitzen in Wärmenetzen zu überbrücken. Zu deren Versorgung werden auch langfristig Hochdruck- und ggf. Mitteldruck-Verteilnetze mit teilweise neuen Verbrauchern benötigt, deren Anschlüsse ggü. heute höhere Leistung aufweisen müssen.
  • Zudem werden Hoch- und Mitteldruckverteilnetze für die Einspeisung und regionale Verteilung von erneuerbarem Methan, z.B. für den Einsatz als BioCNG- und BioLNG-Kraftstoff, notwendig sein.

2. Die Vorteile und Potenziale einer Umstellung von Gasnetzen auf erneuerbares Methan werden stark unterschätzt.

  • Für die saisonale Energiespeicherung und die Befeuerung von Gaskraftwerken und flexiblen KWK-Anlagen eignet sich Methan besser als Wasserstoff.
  • Einige Industriezweige benötigen unabhängig von der Art der Energieversorgung Kohlenstoffmoleküle als Grundstoff für Ihre Produktionsprozesse („stoffliche Nutzung“). Methannetze eignen sich für den Transport von Kohlenstoffmolekülen, Wasserstoffnetze nicht.
  • Bei der Biomethanproduktion fällt klimaneutrales CO2 als Koppelprodukt an, das zur Defossilisierung von Produktionsprozessen, für die Produktion von synthetischem Methan oder für Negativemissionen verwendet werden kann; bei der Elektrolyse nicht.
  • Für den Seetransport eignen sich Kohlenwasserstoffe wie synthetisches Methan besser als reiner Wasserstoff.
  • Die Mengenpotenziale von erneuerbarem Methan werden deutlich unterschätzt.
  • Deutschlands Gasnetz ist in den internationalen Gastransit eingebunden, der auf absehbare Zeit auf Methan basiert.

3. Inwiefern es für bestimmte Teile des Gasverteilnetzes möglich und sinnvoll ist, Erdgas durch erneuerbares Methan zu ersetzen, muss in Teilen vor Ort entschieden werden – im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung – und in Teilen im Rahmen einer übergeordneten Netzplanung, die auf die jeweiligen Wärmepläne aufbaut.

4. Die Fortführung von Teilen der bestehenden Fernleitungsnetze für den Transport von erneuerbarem Methan ist in jedem Fall sinnvoll, um überregionale Bedarfe zu decken, Importe und Transite zu realisieren, sowie die Speicherkapazität des Methannetzes zu nutzen.